Allods Online MMO-Test: Von fliegenden Piraten und Drei-Körper-Kampfkugeln
Es war einmal: Im Jahr 1998 erschien "Allods: Sealed Mystery" in Russland. Kurze Zeit später eroberte das Spiel der gerade zwei Jahre alten Moskauer Entwicklungsfirma Nival Interactive als "Rage of Mages" den Rest der Welt. Das Original-"Allods" erinnerte als Echtzeit-Strategie-Spiel etwas an das Original-"Warcraft", hatte aber wesentlich mehr Rollenspiel-Elemente in der Richtung eines "Diablo" und fühlte sich von Beginn an mit Charakterwahl, Stats, Berufen und Quests auch mehr wie ein RPG als ein RTS an. Ein Jahr später folgte ein ebenfalls gelungener Nachfolger, wieder im Ursprungsland Russland als "Allods 2" und im Rest der Welt als "Rage of Mages 2".
Gut ist immerhin, dass auf die Fanbasis gehört wird. So wurden auch Verfallsdaten von Gegenständen entfernt, die besonders Teilzeitspieler anfänglich arg genervt haben.
Hat man die Installation schließlich doch geschafft, überraschen zunächst die originellen sechs Rassen und acht Berufe. Davor steht die Wahl zwischen Allianz, äh - Liga und Horde, äh - Imperium. Die Fronten zwischen "Gut" und "Böse" sind klar und werden von den jeweils drei auswählbaren Rassen her durchaus fantasievoll interpretiert, was Lust auf Mehr macht. Neben Orks gibt es auf der Schattenseite nämlich auch Elfen mit hübsch animierten Flügeln und imposante "Arisen": Roboter im coolen Pharao-Look. Dazu noch etwas gaaanz Merkwürdiges: Gibberlings?! Drei kleine Flauschbälle, die zu dritt tatsächlich einen einzigen Charakter bilden. Häh? Ganz einfach: ein kleines Wuselmonster hält die Waffe, das zweite den Schild und das dritte die Fernwaffe, oder es zaubert. Überliefert ist nicht, was die Entwickler genau geraucht haben, aber im Zweifelsfall steckt typisch russischer Wodka dahinter. Und absurderweise funktionieren die Gibberlinge sogar gut.
Die Klassen / Berufe sind sonst größtenteils World of Warcraft-ähnlich, nur mit anderen Bezeichnungen, doch "Allods Online"-eigen sind beispielsweise Psioniker wie Mentalisten (bitte kein Uri, gell?!) mit coolen Psychokräften.
Ähnlich wie in "World of Warcraft" kann nicht jede Rasse jeden Beruf auswählen, was natürlich rollenspielmäßigen Sinn macht und mit Updates schon leicht erweitert wurde, bie bei den Orakeln. Alten "Rage of Mages"-Nostalgikern werden die Welten übrigens durchaus vertraut vorkommen, denn ähnlich wie "World of Warcraft" die "Warcraft"-Welt aufgreift, spielt auch "Allods Online" im "Allods"-Universum, nur etwa 1000 Jahre nach der Handlung der Pionierspiele. Die Welt Sarnaut ist in unendliche kleine Inseln (daher der Name "Allods") zerbrochen. Die Inseln treiben im Astral, der Leben verschlingt, wenn die Großen Magier ihm nicht Einhalt gebieten. Das war zumindest so, bis mit Astral-Steinen eine Möglichkeit gefunden wurde, zwischen den Allods hin- und herzureisen, und damit die Bedeutung der Magier abnahm. Das Zeitalter des Krieges begann, angetrieben von den zwei verfeindeten Rassen der Kania und der Xadagan.
Eine der Hauptattraktionen von "Allods Online" ist, dass High-Level-Charaktere mit fliegenden Schiffen umherfahren und sich auch in ihnen PVP-Raid-mäßig gegenseitig als Teams bekämpfen können. Das klingt letztendlich spannender, als es tatsächlich ist, da man meist einfach eine Kanone per Mausklick abfeuert. Genial ist die Idee von Plünder- und Kaperfahrten aber dennoch und sicher genug Ansporn für viele, um am Levelball zu bleiben. Zumal man das eigene Schiff auch selbst schön mit Einrichtungsgegenständen dekorieren kann.
Um Spieler bei Laune zu halten, wurde natürlich auch aus den Erfahrungswerten von "World of Warcraft" geschöpft - daher dürfen Pets (Haustiere), Mounts (Reittiere) und Crafting (Handwerk) nicht fehlen. Nekromanten können untote Gefährten im Kampf herbeibeschwören, Druiden Tiergeister, und nur Behüter können permanent über ein Pet verfügen ("Jäger" lassen grüßen), das man aber löblicherweise auch im Charaktergenerator selbst erschaffen kann. Das Handwerkssystem ist mit Minispielen wie Slot-Machines ganz unterhaltsam aufgebaut, sodass nicht zu viel Grind-Langeweile aufkommt. Auch hier wird wieder deutlich, dass es sich um ein europäisches F2P handelt, bei dem asiatische Fließbandarbeit verpönt ist. Deutlich wird die Zielgruppe auch an den verfügbaren Sprachen, denn "Allods Online" ist zum Beispiel das erste MMORPG, das auch komplett in Türkisch übersetzt wurde. Wie dort die ebenfalls Euro-exklusiven gleichgeschlechtlichen Ehen im Spiel ankommen, ist aber nicht überliefert.