Keine Entscheidungsfreiheit – Warum setzen eigentlich immer weniger MMORPG auf ein Moral-System?
31.10.2016 - Geschrieben von Tamina
Dennoch setzen die meisten Titel lieber auf Aufgaben und Quests, die uns als Spieler Entscheidungen oder auch den Weg im Spiel vollständig abnehmen.
MMOs mit Moral-System – Mangelware
Eigene Entscheidungen im Spielverlauf zu treffen, die eine Auswirkung auf den weiteren Spielverlauf, das Ansehen der Spielfigur oder auch auf die Spielewelt selbst haben, sollte eigentlich ein wichtiger Hintergedanke bei jedem Rollenspiel sein. Ob nun Single RPG oder auch sogenannte MMORPGs – durch solche Möglichkeiten erhält der Char sozusagen einen eigenen Charakter und ein individuelleres Gesicht und der Spieler übt tatsächlich zwischendurch zumindest ansatzweise noch Rollenspiel aus – was bei den meisten MMORPGs aktuell eher weniger – abseits von Rollenspiel-Servern- der Fall ist.
Da dabei oft die Wahl zwischen einer klassischen guten oder auch bösen Option fällt, spricht man daher auch von Games mit integriertem Moral-System. Besonders die Rollenspielserie Fable ist hier ein gutes Beispiel, wobei sich der Held im Spielverlauf zum tollkühnen Retter in weißer Weste mausert oder zu einem waschechten Bösewicht, der andere Menschen quält und in Angst und Schrecken versetzt.
Einen eigenen bösen oder auch guten Charakter erhalten die Chars in MMORPGs oder auch Single-Rollenspiel heute aber immer seltener. Quest-Reihen laufe nach dem gleichen Muster ab. Der NPC erzählt uns, was wir zu tun haben, wir erfüllen diese Aufgabe und weiter geht’s zur nächsten Station, um XP-Punkte, Items oder weitere Belohnungen zu sammeln. Die Frage, ob wir dem NPC überhaupt bei seinem Problem helfen wollen, stellt sich dabei gar nicht. Schließlich sind die Aufgaben wichtig für den Stufenaufstieg und den Fortschritt.
Entscheidungsfreiheit steht dem Progress-Spiel im Weg
Wenn man sich die aktuelle Fülle an Top-MMOs anschaut, wird schnell klar, dass die besagte Entscheidungsfreiheit im Rahmen der Quest-Reihen keine wirkliche Priorität genießt. TESO ist eines der wenigen Beispiele, wo wir bei Quests zumindest hin und wieder dem NPC eine passende Antwort geben dürfen oder unter verschiedenen Optionen wählen können. Wirklich beeinflussen werden diese Entscheidungen den weiteren Spielverlauf allerdings nicht.
Geschweige denn werden sie auch nicht die Spielewelt verändern oder gar die weiteren Quest-Reihen, die noch auf uns warten. Grundsätzlich ist das auch nicht weiter verwunderlich, da die meisten Spieler sich bei MMOs heutzutage einen möglichst schnellen Stufenaufstieg wünschen. Da kommt es eigentlich grade gelegen, dass die Quests nach einem gleichen Prinzip ablaufen. Im Idealfall kann man dann sogar das „mühsame“ Lesen der Quest-Texte überspringen. Die sind ja sowieso für den weiteren Spielverlauf nur bedingt von Bedeutung und lediglich schmückendes Beiwerk – zumindest nach Ansicht viele MMO Spieler, die das ganze Questen und weitere Kleinigkeiten schnell „hinter sich bringen“ wollen.
Wünscht Ihr Euch mehr MMOs, die Euch die Möglichkeit eröffnen mehr individuelle Entscheidungen im Verlauf Eures Abenteuers zu fällen? Oder seid Ihr vielleicht ganz zufrieden darüber, dass Euch eine solche „Verantwortung“ erspart bleibt – auch im Sinne des schnellen Levelns und Questen?
Klar ist auf jeden Fall, MMORPGs, die dem Anspruch Rollenspiel zumindest ansatzweise gerecht werden wollen, würden sich einen großen Gefallen damit tun, Quests auch um solche Elemente zu ergänzen. Auch wenn man damit vielleicht nicht jedem Spieler gerecht wird. Zumindest hin und wieder aus der tristen Quest-Monotonie ausbrechen zu können und seinem Char ein individuelles Profil zu verleihen, wäre doch irgendwie nett. Auch, um so vielleicht andere Quest-Wege durch die Spielewelt zu generieren oder einen neuen Geschichtsstrang offenlegen zu können.