Online Games und der Leistungsdruck

Gerechtfertigt oder unnötig?

30.10.2016  - Geschrieben von Tamina
 - Online Games und der Leistungsdruck
Bei den meisten Multiplayer Titeln zeichnet sich bereits seit geraumer Zeit eine Art Trendwende ab. Das Gefühl, dass Spieler, die nicht bereit sind genug Mühe oder Arbeit in den Content zu stecken, von anderen Mitstreitern benachteiligt oder auch abgestraft werden. Ein Leistungsprinzip, das wir so eigentlich nur aus Schule, Studium oder Beruf kennen.

Ist das also in einem Computerspiel überhaupt angebracht, die Leistung anderer Mitspieler zu bewerten oder diese vielleicht sogar zu verurteilen? Für viele Spieler offensichtlich schon.

Leistungsdruck im Gruppenspiel

Wer in einem MMO etwas erreichen will, muss viel Zeit und mitunter Mühe investieren – keine Frage. Ob Rollenspiele wie World of Warcraft, TESO oder Black Desert oder auch Shooter wie Destiny und The Division – das Prinzip ist einfach. Spieler mit der besten Ausrüstung, einer perfekten Rotation oder Spielweise sowie der nach aktuellem Stand effektivsten und stärksten Klasse/Waffe sind im Vorteil. Und wer viel geschafft hat, der verlangt natürlich auch von seinen Mitstreitern im Gruppen-Content einen ähnlichen Elane, den allerdings nicht jeder erfüllen kann.

Ein Problem, das offensichtlich nicht nur bei Random-Gruppen besteht. Selbst in eingeschworenen Teams macht sich bei der Eroberung des neuen Contents immer wieder schlechte Stimmung breit. Da ist die Gear des einen nicht optimal, der andere hat beim dritten Durchgang noch immer nicht verstanden wie der Boss „funktioniert“ oder der andere macht einfach nicht genug Schaden, beziehungsweise beherrscht seine Klasse nicht so, wie es sich die Team-Leitung wünscht. Da ist dicke Luft im Raid vorprogrammiert und macht uns nach Feierabend oder nach einem harten Tag in Schule oder Uni das Leben eigentlich nur unnötig schwer.

Eigene Grenzen kennen

Klar, über AFK-ler oder auch Spieler, die sich gezielt durch den Content von ihren Mitstreitern „pullen“ lassen, nur um Items und Belohnungen abzugrasen, müssen wir an dieser Stelle nicht reden. Hier ist Kritik durchaus angebracht. Trotzdem stellt sich allerdings die Frage, ob es bei unbeabsichtigten Fehlern oder einem langsameren Lernprozess von manchen Spielern in der Gruppe wirklich angebracht ist, Druck auszuüben, um das Ziel erreichen zu können.

Das schließt aber auch den Spieler selbst mit ein, auf dem in dem Fall der Leistungsdruck ausgeübt wird.

Die eigenen Grenzen zu kennen und auch zu akzeptieren, scheint in vielen MMOs nämlich offensichtlich immer wichtiger zu werden. Auch, um seine In-Game Freunde nicht unnötig zu überfordern oder deren Nerven zu strapazieren. Ist der Hard-Mode also wirklich für einen gemacht oder sollte man sich mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad vielleicht doch noch lieber etwas Zeit lassen?

Klar, die Items, die es hier abzustauben gibt sowie der Erfolgsfortschritt sind verlockend, wobei so mancher vielleicht auch die eigenen Grenzen überschätzt und so selbst dafür sorgt, dass der auf ihn ausgeübte Druck hinsichtlich der Leistung innerhalb der Gruppe ständig wächst.

Lösung – Mitstreiter mit ähnlicher Zielsetzung finden

MMO Spieler lassen sich mittlerweile recht einfach in zwei Gruppen unterteilen. Die, die auf schnellen Fortschritt und Perfektion aus sind sowie jene, die einfach nur Spaß am Spiel haben wollen und sich gerne auch etwas Zeit dabei lasen, neuen Content zu erkunden. Kurz gesagt – Progress Spieler und der Casual. Und beides zusammen funktioniert irgendwie nicht – erst recht dann nicht, wenn beide Spielertypen innerhalb einer Gruppe aufeinandertreffen. Da dürfte Stress vorprogrammiert sein, der uns das gemeinsame Spiel, das uns doch eigentlich Spaß bereiten sollte, ordentlich verhagelt.

Letztendlich ist es dabei natürlich auch jedem selbst überlassen, wie er ein MMO sowie neuen Content angeht. Die einen möchten am liebsten innerhalb von wenigen Tagen mit der höchsten Gear und der besten Waffe überzeugen sowie alle Bosse gelegt haben. Andere hingegen dümpeln selbst nach vielen Wochen noch irgendwo im Anfangs-Content herum und lassen die Story auf sich wirken, ehe sie sich überhaupt mit Level oder Gearstufe sowie Erfolgen auseinandersetzen.

Wichtig ist dabei wohl nur, dass der eine Spielertyp dem anderen die eigene Zielsetzung oder den Spielspaß nicht unnötig erschwert. Das gilt sowohl für Casuals, die nicht erkennen wollen oder können, dass sie mit ihren progressorientierten Mitspielern nicht mithalten können und diese dadurch nur unnötig aufhalten. Andererseits dürfen ambitionierte Spieler aber auch nicht vorrausetzen, dass der Leistungsdruck den sie an sich selber stellen auch automatisch auf andere übertragen werden darf. Das gilt natürlich besonders dann, wenn man wissentlich solche Mitspieler in der eigenen Gruppe integriert.

Wie steht Ihr eigentlich zum Thema Leistungsdruck in MMOs? Fühlt Ihr Euch als Casual, der nur wenig Zeit neben Job und Familie zum Spielen hat, manchmal benachteiligt oder überfordert? Fühlt Ihr Euch ausgegrenzt, wenn es um fortgeschrittene Schwierigkeitsstufen beim Gruppen-Content geht? Oder zählt Ihr zu jenen MMO-Fans, die innerhalb kürzester Zeit alles erreichen wollen und diese Passion auch von anderen Mitspielern erwarten?
Online Games und der Leistungsdruck

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