DC Universe Online MMO-Test: Wo Batman flattert und Catwoman schnurrt
Der Traum so ziemlich jedes ambitionierten Comicfans wurde im Januar 2011 wahr: Einmal ein Cape flattern lassen und Batman oder Catwoman spielen. "DC Universe Online" (DCUO) von Sony machte es möglich und sah dazu dank Comic-Superstarzeichner Jim Lee noch richtig schick aus. Zwar gab es mit "City of Heroes" (CoH) seit 2004 bereits eine etablierte Superhelden-MMO-Onlinewelt, die allerdings mit sinkenden Abozahlen zu kämpfen hat. Ein für 2007 geplantes "Marvel Universe Online" des anderen großen Comicverlags mit Spider-Man & Co. wurde sogar noch vor Start gekippt.
07.12.2011 - Geschrieben von Redaktion
Das Gameplay erscheint einfach. Allzu einfach. Vielleicht fühlt es sich deshalb nach einem so simplen Hack- & Slash an, weil "DC Universe Online" auch ein Konsolenspiel ist und dafür optimiert scheint. Die "Unreal"-Engine ist leider auch nicht mehr die Neueste, was besonders beim Fliegen im Panoramablick auffällt. Nach dem Tutorial landet man als Schurke in einem Nachtclub in Gotham und als Held in einem Polizeirevier in Metropolis, wo es die ersten Aufträge gibt. Später kann man hin- und herreisen, was auf PVP-Servern zur freien Wildjagd wird. Gleich am Ausgang wartet eine erste Herausforderung, ein Rennen, das schon fast an Super Mario erinnert. Irgendwie Superheld-unwürdig, großen Pfeilen nachzulaufen und auf Befehl durch Riesenringe zu springen.
Wenn man vorher lange "City Of Heroes" gespielt hat, kommt einem "DC Universe Online" gerade durch diese Konsolenhaftigkeit etwas unausgereift und weniger anspruchsvoll vor. Gut, "City Of Heroes" hatte in seinen sieben Jahren schon zahlreiche, komplexe Erweiterungen und Grafik-Updates, und hat inhaltlich dadurch einfach weit mehr zu bieten. Unter anderem auch ein Alignment-System mit "Going Rogue", durch das man nicht mehr fest an "Gut" oder "Böse"-Rollen gebunden ist.
Gruppenkämpfe bei "DCUO" sind ziemlich anonym, man reiht sich im Menü in eine Warteliste ein und wird in die Instanz gebeamt. Oft ohne auch noch so winzige Rollenspiel-Ambitionen, meist begrüßen sich die versammelten Teammitglieder noch nicht einmal. In "City of Heroes" wird dagegen weit mehr kommuniziert und interagiert. Dort sind auch die Rollen von Tankern oder Angreifern viel klarer definiert. "DCUO" hat weit weniger Kräfte zur Auswahl, dafür aber auch weniger definierte Rollen, sodass diese größtenteils gar nicht ausgefüllt werden - was das Teamplay erschwert. So kann jeder Charakter in Heilfähigkeiten trainieren, die sich aber nicht auf einzelne Teammitglieder wie in "CoH" anwenden lassen, sondern nur global. Die wenigsten tun dies, weil sie meist solo spielen. Man stirbt nicht, sondern geht K.O: und kann von Mitspielern reanimiert werden, sonst lädt man nach kurzer Wartezeit wieder an einem Sammelpunkt.
Der große Vorteil liegt natürlich in den bekannten Städten und Charakteren. Gotham City erinnert jedoch eher an "Grand Theft Auto" - eine Riesenstadt, bei der sich nur wenige Türen öffnen lassen. Als Schurke bekommt man Aufträge wie Polizeiembleme von Detektiven sammeln. Die Stories sind ganz unterhaltsam und die Locations für Missionen wesentlich abwechslungsreicher als bei "City of Heroes", wo man bestimmte Warenhäuser und Bürokomplexe bis zum Widerkäuen durchspielen muss. Erledigt man eine Reihe von Aufträgen, findet meist ein Endboss-Kampf in einer Instanz statt, was durchaus etwas anspruchsvoller sein kann.
Bleibt zu hoffen, dass Sony mit der Gratisumstellung auch weiterhin so viele zahlende Neukunden dazu gewinnt, dass "DC Universe Online" überlebt und nicht den Weg von "Lego Universe" geht. Mit weiteren Updates kann es vielleicht auch irgendwann den Status und die Finesse erreichen, die"City of Heroes" nach sieben Jahren intensiver Weiterentwicklung heute hat. Vielleicht gibt es dann irgendwann mal ein ebenbürtiges Superhero-MMO-Battle...