World of Warcraft Die Diskussion rund um Classic Server
Warum früher alles besser war
27.05.2016 - Geschrieben von Tamina
Den Stein ins Rollen gebracht hat die Schließung des inoffiziellen Classic-Servers Nostalrius. Der wurde von einem unabhängigen Team abseits von WoW-Entwickler Blizzard betrieben und über längere Zeit mehr oder weniger geduldet. Letztendlich kam es dann aber doch zu einem Einschreiten vonseiten Blizzards, der den Server mithilfe von anwaltlichen Druck endgültig schließen ließ.
Zahlreiche Spieler verloren dadurch ihr virtuelles zu Hause und zeigten sich entsprechend verärgert angesichts der Handlungsweise des Entwickler-Studios. Das ist nun immerhin zu einem Gespräch bereit und hat das Team hinter dem Server Nostalrius zu einem Treffen Anfang Juni eingeladen. Hier wird dann wohl endgültig entschieden, ob das Online-Rollenspiel zukünftig um sogenannte Vanilla-Server erweitert wird oder nicht.
Aber – welchen Unterschied macht das eigentlich? Das fragen sich wahrscheinlich insbesondere Nicht-Spieler oder auch Neueinsteiger, die diese Grundsatzdiskussion nicht wirklich verstehen.
Früher war alles besser
Früher war alles besser – Das hört man nicht nur von Senioren auf der Parkbank immer öfter, sondern mitunter auch von Gamern, die die Anfangsphase von World of Warcraft miterleben durften. Die Rede ist dann vom sogenannten Vanilla oder auch Classic WoW. Also jene Zeit, in der es noch keine Erweiterungen gab und die Spielern lediglich das ursprüngliche pure World of Warcraft genießen durften. Ein damals noch völlig neues und einzigartiges Spielerlebnis, dem die Spielern, die bis heute noch aktiv dabei sind, mitunter hinterhertrauern.
Aber ist das nicht immer so? War nicht auch die Musik noch vor 10/20 Jahren wesentlich besser als heute, die Filme anspruchsvoller und einzigartiger und die Lebensmittelpreise irgendwie auch viel billiger? Ein Gefühl, das sich auch bei WoW immer deutlicher durchzusetzen scheint und insbesondere ältere Spieler dazu veranlasst, dem Online-Rollenspiel den Rücken zu kehren. Aber was kritisieren die eigentlich?
Alles wird einfacher
Früher war nicht nur alles besser, sondern auch schwieriger. Zumindest, wenn es um das Leveln und Überleben bei WoW ging. Mobs fallen heute nach Ansicht von Classic-Fans einfach viel zu schnell. Den Spielern wird das Aufsteigen zusätzlich durch die sogenannten Erbstücke vereinfacht.
Ausrüstungsgegenstände und Waffen, die den Erfahrungswert und Rüstungswert zusätzlich steigern und den neuen Char in Handumdrehen in einen mächtigen 100er Twink verwandeln. Auch Reitfertigkeiten oder das Fliegen lassen sich heute viel früher erlernen als in vergangenen Tagen. Und wie sehr Reiten oder Fliegen das Spielerlebnis beeinflusst, das wissen auch heute noch alle, die es auf Stufe 20 oder 60 geschafft haben.
Hinzu kommen Annehmlichkeiten wie der Dungeon-Browser, der es gestattet, den kompletten Stufenaufstieg über die Instanzen gemeinsam mit zufällig zusammengeworfenen Gruppen zu bestreiten. Questen oder das Erkunden der Welt ist somit fast nicht mehr erforderlich, um einen Twink oder einen neuen Main groß zu machen.
Spielerinteressen haben sich geändert
Aber nicht nur Blizzard hat einige Änderungen am populärsten Online-Rollenspiel der Welt vorgenommen. Auch die Community selbst hat sich maßgeblich verändert. Der Stufenaufstieg steht mittlerweile im Fokus.
Das Ziel ist für fast jeden der End-Content, das Leveln selber für die meisten mehr oder weniger eine lästige Pflicht, die man möglichst schnell hinter sich bringen will. Um viel zu erreichen, muss also zwangsläufig nicht mehr viel Zeit investiert werden. Was Spieler früher nichteinmal in mehrern Monaten schafften, schaffen Spieler gegenwärtig – wenn sie es wollen - in nur wenigen Wochen oder Tagen.
Und dass die meisten genau das wollen, das weiß auch der Entwickler und hat die entsprechenden Änderungen in den vergangenen Jahren vorgenommen. So können Spieler mittlerweile auf mehrere Chars auf der Maximalstufe mit maximaler Ausrüstung zurückblicken, in die sie minimale „Arbeit“ gesteckt haben – zumindest im Vergleich zu jenen, die die Anfangsphase von WoW miterleben durften.
Classic Server wollen eben genau auf diese Elemente verzichten, die das Spielen bei WoW in den letzten Jahren so stark „vereinfacht“ haben. Die Nachfrage scheint vorhanden zu sein, das bestätigt zumindest auch das Interesse am mittlerweile geschlossenen privaten Classic-Server Nostalrius. Ob diese zukünftig auch ganz offiziell geben wird, steht allerdings noch in den Sternen. Auch wenn solche Server letztendlich keine Nachteile für Blizzard einbringen würden – im Gegenteil. Womöglich würde man so sogar einige ältere Spieler zur Rückkehr bewegen, die sich mit dem „neuen“ WoW nicht identifizieren können.
Vielleicht stellt der Release von Legion Ende August diesen Wendepunkt dar. Sozusagen eine Kombination aus neuem Content, gespickt mit der Möglichkeit, über offizielle Classic-Server auch die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Warum eigentlich nicht?
Spätestens Anfang Juni, wissen wir nach dem Treffen zwischen Nostalrius und Blizzard sicherlich mehr.